2007 - Joseph Haydn

8. Ickinger Konzertzyklus

Vortragsabend am 14.10.2007

Leben und Werk Josef Haydns.

Hans-Jürgen Stöckl, Referent
Yumeko Fukushima, Klavier
Philipp Amelung, Bariton

"Orchesterkonzert" am 28.10.2007

Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 45 in f-moll (Abschiedssinfonie)
J. Haydn: Streichquartett op.20, Nr.5 in f-moll
J. Haydn: Cellokonzert Nr. 1 in C-Dur, Hob.VIIb:1

Johannes Moser, Violoncello
Münchner Mozart Orchester
Leitung: Philipp Amelung

"Die Jahreszeiten" am 11.11.2007

Joseph Haydn: Die Jahreszeiten für Chor,
3 Solisten und Orchester

Katja Stuber, Sopran
Christian Sturm, Tenor
Christian Hilz, Bass

Bach Ensemble München
Münchner Mozart Orchester
Leitung: Philipp Amelung

"Requiem" am 25.11.2007

Joseph Haydn: Stabat mater, Hob.XXbis
Michael Haydn: Requiem c-moll, MH 559

Ulrike Staude, Sopran
Regine Jurda, Alt
Patrick Grahl, Tenor
Jörg Hempel, Bass

Leipziger Vokalensemble
Barockorchester La Banda
Leitung: Philipp Amelung

Pressestimmen:

MUSIK ALS BÜRGERLICHES ALLGEMEINGUT

Suchtfaktor Konzertzyklus: Am Sonntag fiel in der gut besuchten Aula der Grundschule der Start schuss zum 8. Ickinger Konzertzyklus. Hans-Jürgen Stöckl gewährte Einblick in Leben und Werk Joseph Haydns.

Icking – Der Vorverkauf laufe gut, berichtete Bürgermeisterin Margit Menrad im Vorfeld. Ein Beweis dafür, dass die Konzertreihe „Suchtcharakter“ habe: „Wen das Fieber Konzertzyklus gepackt hat, der wird es nicht mehr los“, sagte die Ickinger Rathauschefin mit einem Schmunzeln. Der einführende Vortrag Hans-Jürgen Stöckls ist dieses Jahr bereits zum fünften Mal fester Bestandteil des Programms. Oft entstehe der Eindruck, so Stöckl, dass Haydn „neben dem Titan Beethoven und dem Himmelsstürmer Mozart nicht ganz so ernst genommen wird“. Damit tue man dem 1732 im niederösterreichischen Rohrau geborenen Komponisten allerdings Unrecht. Der aus musikalischen, aber äußerst bescheidenen Verhältnissen stammende Haydn arbeitete sich sein Leben lang immer wieder mit Kraft und Fleiß aus prekären Situationen heraus. Nachdem „der Sepperl“ im Chor des Wiener Stephansdoms, wo er eine vorzügliche musikalische Ausbildung genoss, mit 16 Jahren in den Stimmbruch kam und laut Kaiserin Maria Theresia „nur noch krähte“, wurde er entlassen. Obwohl er „auf einem von Würmern zerfressenen Klavierspielen musste“, machte er das Beste aus seinem Schicksal: Er betrieb Selbststudien, komponierte und gab Unterricht.
Wenig später schlug die „Geburtsstunde des Streichquartetts“, erklärte Stöckl. An Haydn als Begründer dieser Gattung knüpften später Mozart, dem er in freundschaftlicher Bewunderung zugetan war, und Beethoven an. Die große Karriere, verbunden mit finanzieller Absicherung, wartete auf Haydn als Kapellmeister am Hof der wohlhabenden Familie Esterházy. Dort komponierte er unter anderem die „Abschiedssymphonie“, „Die Schöpfung“und „Die Jahreszeiten“. Nach seiner Pensionierung feierte Joseph Haydn ruhmreiche Erfolge in London, wo er die Musik als „bürgerliches Allgemeingut“, nicht wie in seiner Heimat als reines Adelsprivileg kennen lernte. Der österreichische Komponist, der für „seinen spitzbübischen Witz“ und seine freundliche Art bekannt war, starb 1809 im Alter von 77 Jahren in Wien. In seinem „unermüdlichen Fleiß“, so Hans-Jürgen Stöckl, hat er unter anderem 108 Symphonien, 108 Symphonien, 83 Streichquartette und 24 Opern geschrieben. Die „unglaubliche Vielfalt der musikalischen Formen und Gattungen“, derer sich Haydn bediente, ist unerreicht. Den inte- ressanten Vortrag umrahmten Yumeko Fukushima, Klavier, und Philipp Amelung, Tenor, mit Musik des Komponisten.

Barbara Doll, Isar-Loisachbote (Münchner Merkur)

FRIEDLICHE VERSCHWÖRUNG MIT FROSTSCHADEN

Volle Bänke, ausgesuchte Musiker und ein abwechslungsreiches Programm – das Orchesterkonzert des 8. Ickinger Konzertzyklus bewies erneut: Die Klassik-Reihe ist ein Erfolgsmodell.

Icking – Solokonzert und Symphonie sind übliche Bestandteile eines Orchesterkonzertprogramms– ein Streichquartett ordnet der Konzertbesucher im Regelfall nur Kammermusikkonzerten zu. In Icking wurde am Sonntag beides vereint – was auch in gewissem Maß ein Durchbrechen der Hörgewohnheiten bedeutete. Beim Publikum traf die Reihenfolge Symphonie, Streichquartett, Solokonzert aber auf offene und begeisterte Ohren. Mit Haydns „Abschiedssymphonie“ eröffnete Dirigent Philipp Amelung den Abend mit dem Münchner Mozart Orchester, das mit einer natürlichen Noblesse im Klangbild imponierte. Im zweiten Satz zu nahezu gläserner Transparenz findend, gelangen der kleinen Besetzung entzückend zwinkernde Klangfiguren, die an Haydns typische schelmische Spitzbübigkeit zu erinnern schienen. Der friedliche musikalische Aufstand, den Haydn mit der Symphonie bezweckte, konkretisiert sich im Finalsatz mit allgemeinem empörten Aufbegehren und hektisch-flüsternden Absprachen in den hohen Streichern. Ziel der Verschwörung war es, dem Fürsten Esterházy mit ungewöhnlichen Mitteln eine Urlaubserlaubnis abzuringen, damit Haydn und seine Hofkapell-Musiker endlich ihre Familien besuchen konnten. Auch in der Ickinger Heilig-Kreuz-Kirche löschten die Musiker die Pultbeleuchtung aus und verließen nacheinander die Bühne. Guten Willens war am Ende nur noch Philipp Amelung, der unverdrossen weiter dirigierte, nachdem selbst die letzten beiden Geiger abgezogen waren. Vier Musiker kehrten schließlich auf die Bühne zurück und brachten klangschön und nuanciert Haydns f-moll-Streichquartett aus den sechs 1772 entstandenen „Sonnenquartetten“ zu Gehör. Schon knappe zehn Jahre davor schrieb Haydn sein erstes Konzert für Violoncello und Orchester in C-Dur. Mit Johannes Moser, Jahrgang 1979, betrat ein international renommierter Cellist die Bühne. Mit Eleganz und Disziplinertheit gestaltete er den Solopart des ersten Satzes, dessen Arpeggio-Akkorde er wohlig auskostete. Souverän phrasierend, gelang auch Kleinstfiguriges präzis, obgleich der Cellist offensichtlich mit kirchen-temperaturbedingten kalten Händen zu kämpfen hatte. Moser lässt nichts anbrennen: Seine Kommunikation mit Orchester und Dirigent ist intensiv und umsichtig. Das Orchester unter Philipp Amelung agierte reaktionsschnell, flexibel, hochkonzentriert und wartete mit austariertem Wohlklang auf. Auf klangschöne Cello-Kantilenen im „Adagio“ folgte ein fulminantes Finale. Mit klarem Ton und der Präzision eines Uhrwerks stellte Johannes Moser sein technisches Können und seine Virtuosität unter Beweis– und erntete viel Jubel dafür. Nur kurz, damit „die Orchestermusiker keinen Frostschaden erleiden“, kündigte Moser seine Zugabe an: die Sarabande aus Bachs 1. Suite für Solo-Cello, die der Cellist besonnen und mit Ehrfurcht ausführte.

Barbara Doll, Isar-Loisachbote (Münchner Merkur)

LEIPZIGER LEBENDIGKEIT

Erfolgreiches Heimspiel mit auswärtiger Mannschaft: Gemeinsam mit seinem Leipziger Vokalensemble beschließt Philipp Amelung den diesjährigen Ickinger Konzertzyklus.

Ebenhausen – Wer Michael Haydns Requiem in der Ebenhausener Kirche St. Benedikt gehört hat, wird sich zurecht wundern, weshalb dieses Werk so stiefmütterlich behandelt, so selten aufgeführt wird. Dabei ist die Komposition des fünf Jahre jüngeren Bruders von Joseph Haydn voll überirdischer Schönheit – und in ihrer Innigkeit geprägt von unmittelbarer Todeserfahrung. Zwar schrieb er das sogenannte „Schrattenbach- Requiem“ 1771 anlässlich des Todes des Salzburger Erzbischofs Sigismund von Schrattenbach, doch starb im selben Jahr auch Haydns einzige Tochter – sie wurde nur ein Jahr alt. Ein Mitglied der Salzburger Hofkapelle schien die Aufführung übrigens besonders beeindruckt zu haben: Wolfgang Amadeus Mozart, damals erst 15. In seinem fast genau zwanzig Jahre später verfassten Requiem sind gewisse Analogien nicht zu überhören. In straffem Tempo gestaltete Philipp Amelung das Requiem– es gelang dynamisch differenziert und mit einem durchgängig runden Klangbild in Chor und Orchester. Beide Klangkörper, das verständlich artikulierende Leipziger Vokalensemble und das Barockorchester „La Banda“ fügten sich zu einer homogenen Einheit. Dank Amelungs intensiv gestaltendem Dirigat atmete das Stück unverbrauchte Lebendigkeit und beeindruckte mit transparenter Stringenz. Während im Blech Bedrohlichkeit und tödliche Beklemmung adäquaten Ausdruck finden, setzten Sopranistin Ulrike Staude und Claudia Schneider, die für die erkrankte Altistin Regine Jurda eingesprungen war, trostreiche Akzente. Mit Joseph Haydns „Stabat Mater“ fügte sich ein weiteres geistliches Werk in die Trauer-Thematik des Totensonntags. „Quis est homo?“ intoniert der Chor mit dramatischer Eindringlichkeit – wer sollte angesichts solch existentieller Verzweiflung ungerührt bleiben? Angesichts der Verzweiflung der Gottesmutter, die neben dem Kreuz steht und um ihren toten Sohn weint. Schwere Akzente und klare Phrasierung verliehen dem Werk Struktur. Wie im Requiem, so stach auch hier ein Solist besonders hervor: Patrick Grahl aus Leipzig, Jahrgang 1988 und ehemaliger Thomaner. Sein hell timbrierter Tenor strömt in absolut flüssiger Linie, ist beweglich und weich. Grahls Gestaltungswille lebt von aufrichtiger Ergriffenheit. Die an sich robuste Stimme des Bassisten Jörg Hempel erwies sich dagegen oft zu kraftlos und zurückgenommen.

Barbara Doll, Isar-Loisachbote (Münchner Merkur)

Hans-Jürgen Stöckl

Hans-Jürgen Stöckl

Yumeko Fukushima

Yumeko Fukushima

Philipp Amelung

Philipp Amelung

Johannes Moser

Johannes Moser

Katja Stuber, Sopran

Katja Stuber

Christian Sturm, Tenor

Christian Sturm

Christian Hilz, Bass

Christian Hilz

Ulrike Staude, Sopran

Ulrike Staude, Sopran

Regine Jurda, Alt

Regine Jurda, Alt

Patrick Grahl, Tenor

Patrick Grahl, Tenor

Jörg Hempel, Bass

Jörg Hempel, Bass